CHINA INSIDE: Self-recognition und Face-recognition am Westsee

West Lake Hangzhou China
Chinas Westsee, ein Ort zum Nachdenken - über die Vergangenheit und das Heute.
/ Foto: View Stock adobe.stock

Hamburg (12.4.2019). In Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang in Ost-China und dem ehemaligen Wohnort von Marco Polo bei dessen Aufenthalt in China, gewinnt man schnell den Eindruck, dass Gesichtserkennung der Schlüssel für die Zukunft beim Service in Hotels und Restaurants ist. hospitalityInsides neue Kolumne "China Inside" berichtet über eine der beliebtesten Touristen-Attraktionen, den Westsee – einen Platz, den die Geschichte zu einem Alibaba-Hotspot gemacht hat.

Alibabas Firmensitz befindet sich in Hangzhou und FlyZoo, das "Future Hotel", in dem "Tmall Genie"-Computer und Roboter Rezeptionisten und Concierges ersetzen, liegt im gigantischen Qin Cheng Li-Shopping-Center im Ali Park, ebenfalls Standort des Hauptsitzes von Alibaba.

Der Name des Shopping-Centers bedeutet übersetzt in etwa "traditionelle orange Einkaufsstrasse der Alibaba-Kunden" – die Farbe von Alibabas Logo ist Orange. In Hangzhou gibt es zudem zwei Marriott Hotels, die über die Fliggy App Gesichtserkennung für den Checkin, Lift und als Zimmer-Schlüssel akzeptieren. Fliggy ist das Reise-Unternehmen von Alibaba und die Bezahlung erfolgt über Alipay, das mobile Bezahlsystem von Alibabas Tochter-Unternehmen Ant Financial. 2017 eröffnete das erste "Smile to Pay"-Fastfood-Restaurant in China unter der Leitung von Ant Financial, wo die Bezahlung mithilfe von Gesichtserkennung erfolgt. Dieses Restaurant wurde, wie Sie sich sicherlich bereits gedacht haben, ebenfalls in Hangzhou eröffnet.

In der Kaiserzeit, noch lange bevor Marco Polo nach Hangzhou kam, hatten sich Gastfreundschaft und Reisen zu einer langen und äusserst positiven Tradition entwickelt. Mobilität war in früheren Zeiten für Gelehrte und Verwalter sehr wichtig, aber auch für Mönche und Pilger. Das Reisen galt als idealer Weg, nicht nur die Welt besser zu verstehen, sondern auch sich selbst.

Alibaba Marriott Courtyard Hangzhou Qianjiang Facial Recognition Check in  
Der Alltag heute: Checkin per
Gesichtserkennung im Marriott
Hotel in Hangzhou. / Foto: Marriott

 

Gebäude blockieren die Aussicht

Die Selbsterkenntnis (Self-recognition) war eines der wichtigsten Reise-Motive, insbesondere durch das Erleben der majestätischen Weite der Landschaft und wie klein und unbedeutend man selbst im Vergleich dazu ist. Chinesische Pinsel-Zeichnungen stellen häufig winzige Menschen dar, die durch verhangene Berge wandern oder in kleinen Hütten sitzen. Tempel auf dem Land und Herbergen boten erholsame Übernachtungsmöglichkeiten.

Hangzhou war für den Westsee und den Ausblick in die umliegenden Hügel bekannt. Den See gibt es noch, doch heute ist er voller touristischer Vergnügungsboote, so dass das Wasser kaum zu sehen ist, und die Sicht auf die Hügel wird von Hochhäusern versperrt, darunter viele Hotels, die Ausblicke auf den See bieten und hauptsächlich von inländischen Gästen genutzt werden.

Ebenfalls, das ist nicht weiter überraschend, reisten die meisten Chinesen historisch bedingt nur innerhalb des chinesischen Gebiets. Reisen ins Ausland waren sehr selten und galten nicht als notwendig. Die Chinesen hatten keine Religion, die sie als Missionare verbreiten wollten, sie wollten sich ihr Gold nicht von Menschen an fernen Orten stehlen lassen und sie sahen keine Notwendigkeit, ausserhalb Chinas nach Wissen zu suchen, mit Ausnahme einiger buddhistischen Mönche, die Sutras aus Indien mitbrachten. Die Chinesen hatten keinen Gilgamesch oder Sindbad, keinen Marco Polo oder Ibn Battuta und auch keinen Sir Francis Drake oder Charles Darwin als Vorbilder für Reisen ins Ausland.

Es gibt nur eine Ausnahme: Der chinesische Admiral Zheng He, der im 15. Jahrhundert eine Flotte mit 200 Schiffen befehligte und auf sieben Seereisen nicht nur nach Südost- und Süd-Asien vordrang, sondern auch Mombasa, Mekka und Hormus erreichte.

Chinesen sagen nicht "Danke"

Während das Reisen für Chinesen nach wie vor bildenden Charakter hat, ist Gastfreundschaft eine Tugend. "Welch grosse Freude es ist, Freunde aus weiter Ferne willkommen zu heissen!", heisst es zu Beginn der Analekten, die grösstenteils Konfuzius zugeschrieben werden und vor 2.500 Jahren verfasst wurden. Heute sehen sich chinesische Touristen häufig selbst als "Freunde, die von weither kommen", und erwarten, herzlich begrüsst und respektvoll behandelt zu werden.

Im kommerziellen Umfeld wird Gastfreundschaft als bezahlte Dienstleistung angeboten und entsprechend verlangen chinesische Gäste ein ebenso hohes Mass an Kunden-Service wie andere Gäste, aber sie sehen keine Notwendigkeit, sich dafür zu bedanken. Hotel- und Restaurant-Mitarbeiter, die ein Lächeln oder "Danke" für alltägliche Dienstleistungen wie das Aushändigen des Zimmerschlüssels erwarten, sollten wissen, dass die meisten chinesischen Gäste dies als nicht für notwendig erachten. Sie sollten sich lieber daran gewöhnen und daran denken, dass die chinesischen Gäste dem Unternehmen (hoffentlich) zum Erfolg verhelfen.

Diese Informationen stammen von CTT China Tourism Training Hospitality, einem Institut zur Vermittlung von globalen Standards für den chinesischen Outbound-Markt; es richtet sich an alle Service-Anbieter in der Hospitality-Branche. Entwickelt wurd es vom COTRI China Outbound Tourism Research Institute und The Hong Kong Polytechnic University, School of Hotel and Tourism Management (weitere Informationen unter https://china-outbound.com/china-tourism-training/). / kn

 

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